Juni 2015

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mein Hauptthema in den letzten Monaten ist nach wie vor die Vertiefung
und Hingabe. Was kann ich dazu beitragen, dass unser Miteinander intensiver und wohlwollender wird. Jahrelang habe ich meine Impulse über die Medien, über Vorträge, Filme und Texte in die Welt gebracht.
Jetzt merke ich, wie ich nach neuen Formen suche und glaube, eine gute gefunden zu haben, wie ich es schon im Februar diesen Jahres beschrieben
habe:
Mein Buch „Das Sterntalerexperiment II- mein Weg nach Innen“ dient mir als Basis für die neue Herangehensweise. Es ist inzwischen mein „Arbeitsbuch“, das ich voller Freude mit auf meine Reisen nehme. Mein jetziges Publikum besteht aus maximal 20 Personen. Für jede Gruppe suche ich eine entsprechende Geschichte als Basis heraus, die ich vorlese und aus der eine allgemeine gemeinsame Gesprächsrunde entsteht. Mir ist es wichtig, dass jedeR zu Wort kommt, sich öffnen kann und vertrauensvoll eigene Gedanken in die Runde gibt ohne Angst vor Missbrauch oder Missachtung.

Ich erinnere mich daran, dass ich früher als junge Frau in Situationen geriet, in denen ich mich missverstanden fühlte, nachdem ich mich geöffnet hatte vor ein paar Freundinnen. Ich glaube, das lag daran, dass wir in der damaligen Zeit noch zu sehr mit dem Vergleichen, mit der Konkurrenz beschäftigt waren. Denn auch ich konnte nicht einfach stehen lassen, was mir anvertraut wurde, sondern urteilte darüber,ja, verurteilte das eine oder andere.
Ich glaube, dass wir in einer neuen Zeit angekommen sind, in der wir anders mit den Dingen umgehen können, einen wohlwollenden Blick auf das Gegenüber haben und auch schon mal intime Dinge aussprechen können. Bei mir persönlich merke ich, wie wunderbar das im Zweiergespräch geht, wie schnell sich eine Vertrautheit einstellt und ein Gefühl der Liebe entsteht.
Jetzt wünsche ich mir, dass auch in kleinen Gruppen diese Vertrautheit entstehen kann ohne Wenn und Aber. Schaffen wir es, unser Ego zu verkleinern, können wir aufgehen im neuen Wir.

Die Auseinandersetzung mit dem Ego hat mit Bewusstseinsarbeit zu tun, für die wir uns bereit erklären sollten. Es ist nicht einfach, alte Verhaltensmuster aufzugeben, ja, manchmal ist es Schwerstarbeit, aber letztlich lohnt es sich!
Um in ein liebevolles Miteinander zu kommen, brauchen wir ein umfassenderes Weltbild, das Wissen darum, dass wir alle aus derselben Quelle stammen und somit eine einzige Familie darstellen. Daraus ergibt sich die Öffnung auch für „Fremde“. Durch das Internet gibt es eine Chance, sich zugehörig zu fühlen und sich miteinander zu verbinden. Tausende von jungen Leuten unterstützen sich schon gegenseitig über das Internet.

Da ich mich als „Alltagsmenschen“ verstehe, ist es mir wichtig, das physische Treffen, sozusagen Auge in Auge herzustellen.

In der letzten Gruppe gab es drei Mütter, die im Laufe des Gesprächs von ihren Schwierigkeiten mit den erwachsenen Töchtern berichteten. Sie wurden getröstet von den Müttern und Vätern, die ähnliche Schwierigkeiten mit bestimmten Ritualen überwunden hatten und diese nun weitergaben. „Es geht um Vergebung“, sagte eine Teilnehmerin, „wenn du anfängst, bei dir nach unguten Gefühlen zu forschen und dich damit auseinanderzusetzen, ohne deine Tochter zu beschuldigen oder auch nur verbal mit einzubeziehen, kann schon ganz viel in eurer Beziehung entstehen. Statt wie du eben vermerktest, die Beziehung zu beenden, um keine Schmerzen mehr ertragen zu müssen, beginnst du mit einem Ritual, in welchem es um Vergebung geht. Du vergibst deiner Tochter, aber noch wichtiger erscheint mir, dass du dir selber vergibst und dadurch in Liebe zu dir selber kommst. Es ist so wichtig, dass wir endlich damit anfangen, uns zu vergeben, wegzukommen von den Schuldgefühlen, die soviel kaputt machen.“ Die anderen Gruppenmitglieder nicken bestätigend, und die betroffene Mutter stellt noch ein paar Fragen, bevor sie verspricht, diese „Strategie“ auszuprobieren. Sie bemerkt noch, dass es sie schon erleichtert hätte, hier in der Gruppe dieses schwierige Thema anzuschneiden und eine neue Sicht erlangt zu haben.

Darum geht es mir ja gerade, Menschen dazu zu befähigen, auch in ganz „normalen“, ich meine keinen therapeutischen Runden ihre Herzen zu öffnen.
Gleich zu Beginn der Gruppe, nach meiner kurzen Lesung ergriff ein junger Mann das Wort. Er spöttelte ein wenig: „Es lohnt sich meiner Meinung nach nicht, über solche Themen zu sprechen. Der Mensch ist eben so und wird sich nicht verändern. Meine Freundin will auch immer über so was reden, was mich jedesmal nervt“. Er hat nicht mit der Reaktion der Frauen gerechnet, die heute hier in der Überzahl sitzen. Eine Frau, die ihm zur Linken sitzt, erklärt: „Ich weiss, dass viele Männer über bestimmte Themen nicht sprechen mögen, weil sie es für sinnlos halten. Aber wir brauchen neue Strategien, eine neue Streitkultur im Kleinen sozusagen, wenn wir wollen, dass auch im Großen Kriege und Hass aufhören.“ Dieses Thema beschäftigt uns noch länger, und sowohl die Frauen als auch die Männer gehen in die Tiefe und teilen sich mit.

In einer anderen Gruppe ging es um den Glauben, dann um das Teilen oder um den eigenen Weg u.a. Die Vielfalt der Themen überrascht mich selber. Und dass ich nicht als Entertainerin agieren muss sondern als Impulsgeberin, erfreut mein Herz.
Übrigens stoße ich im Internet immer häufiger auf das Thema: das neue Wir, Gemeinschaftsbildungen und ähnliche Themen für ein neues Miteinander. Das ist jetzt einfach dran!!!

Herzlich grüßt Heidemarie im Juni 2015