Liebe Leser und Leserinnen,
wie sieht es mit der Aktualität bei „gib und nimm“ aus? Geht es weiter, und wenn ja, was?
Ein wichtiger Punkt sind nach wie vor die E-Mails, die mich erreichen.
Anfragen, Angebote, Vorschläge, Kritik – von allem gibt es etwas.
Vielleicht werde ich demnächst einen Auszug daraus zusammenstellen und
hier veröffentlichen. Ich habe nämlich bemerkt, dass auch andere
Menschen sich angesprochen fühlen durch die interessanten Beiträge.
Vorträge mache ich sporadisch, nicht mehr hauptsächlich wie in den letzten Jahren.
Auch mit den Medien habe ich mir eine Auszeit genommen.
Lediglich der Film „living without money“ s.o., der in diesem Jahr
fertiggestellt werden soll, spielt eine wichtige Rolle.
Internationale Dokumentarfilmer wie die Norwegerinnen Line Halverson und
Tone Anderson und Jan Dalchow sowie der Italiener Paolo Pallavidino sind
an dem Thema interessiert. Gemeinsam gestalten wir etwas, was Nachhaltigkeit verspricht.
Meine Aufgabe ist die einer Vernetzerin, die aus dem reichen
Erfahrungsschatz der Herumreisenden schöpft und zusammenfügt, was
zusammengehört.
Eine der ersten Dreharbeiten für den Film fand in einem „Gib und Nimm
Haus“ statt, in dem ich schon mehrmals gewohnt habe. Helga Hase, die
Keramikerin in Bad Salzschlirf, stellte großzügig ihr Haus zur Verfügung
für weitere Mitspielerinnen. Fünf Tage verbrachten sieben Frauen
zusammen unter einem Dach. Mein Hauptthema, das „Leben ohne Geld “
sorgte für Spass und Abenteuer im Alltag. Niemand durfte in dieser Woche
irgendetwas kaufen.
Solche Seminare waren schon vor Jahren in anderen Häusern beliebtes Thema gewesen.
Die damaligen Mitspieler, angetan von den neuen Erfahrungen, die sie durch
das Weglassen des Geldes sammelten, empfanden dieses Experiment als Bereicherung
in ihrem Leben. Dass fremde Menschen so miteinander umgehen konnten,
sich füreinander öffneten und wohlwollend unterstützten, machte glücklich.
Diesmal stellten wir als Gruppe „gib und nimm“ vor. Dazu hatten wir für
die einzelnen Geschäfte Listen ausgearbeitet, in denen alle unsere
Fähigkeiten aufgeführt waren zur freien Auswahl. In der Kürze der Zeit
liess sich allerdings nicht so viel umsetzen. Wir erhielten die Gaben
der Geschäfte meist ohne Gegenleistung von unserer Seite.
Ein sehr schöner Tausch kam jedoch zustande mit dem Touristenbüro, von dem
wir sieben Freikarten für das Thermalbad erhielten. Im Gegenzug schufen
wir einen „Kraftplatz“ für die Stadt im nahegelegenen Wald.
Das wiederum war Bestandteil des Programms für diese Woche. Ich hatte
Frauen ausgesucht mit speziellen Themen. So auch Barbara Leonhardt aus
Thüringen, die mit ihren Kunstwerken in der Natur, fachmännisch „landart“
genannt, besticht. Unter ihrer Anleitung schufen wir einen Taglang einen
schönen Platz für Meditationen und Besinnung.
Meditationen sollen zukünftig einen festen Platz bei „gib und nimm“
erhalten. So haben wir einen Termin übernommen aus München, den Dagmar
Schön schon im Jahr 2008 eingerichtet hatte. Jeden Freitag von 17.00 –
17.30 Uhr treffen sich Meditierende auf einem öffentlichen Platz,
um mit dem Thema „Stille in der Stadt“ ein Gegengewicht zu dem
Stadtgetöse zu schaffen. Ich trage die Idee weiter in andere Städte,
habe sie für mich noch transformiert und meditiere in dieser Zeit
auch für „Mutter Erde“ in der Natur. Je nachdem, wo ich gerade bin.
Auch dieses ist eine Wiederholung aus früherer Zeit, als wir über Jahre
eine Meditationsgruppe von „gib und nimm“ in Dortmund pflegten.
Ein weiterer Termin könnte für die LeserInnen interessant sein: Jeden 3.
eines Monats finden die „Gib und nimm Stammtische zur Vernetzung der
Kulturell Kreativen“ statt. Jeweils um 19.00 Uhr tragen die Teilnehmer
ihre Ideen vor und lassen sich von der Vielfalt lenken. Aus diesen
Treffen entstehen gemeinsame Aktionen, die an jedem Ort unterschiedlich
sind wegen der unterschiedlichen Menschen. Auch das eine
Wiederaufbereitung aus den früheren Aktionen von „gib und nimm“ in
Dortmund.
Nichts geht verloren, alles trägt bei zu einer Weiterentwicklung und
Festigung der ursprünglichen Idee. Ich bin froh darüber, dass ich auch
in Flauten „am Ball“ geblieben bin und mich führen lasse zu Menschen,
Orten, Situationen. Auf diese Art entsteht Vernetzung auf vielen
Gebieten. Schliesslich geht es darum, dass wir spüren, wie gross die Zahl
der „Kulturell Kreativen“ schon ist. Alle Menschen, die nach neuen
alternativen Wegen suchen, gehören dazu. Und es sind laut Paul Ray schon
Millionen. Solange jeder nur vor sich hinrödelt, wird das natürlich
nicht sichtbar. Darum ist das Vernetzen ein Sichtbar – Machen, ein Sich-
Stark- Fühlen im Miteinander. Jede behält ihre eigenen Herangehensweisen,
muss sich nichts überstülpen lassen oder sich unterordnen. Jeder kann sich
einbringen mit den eigenen Ideen und dadurch ein grösseres Wertgefühl
erlangen. So schaffen wir Schritt für Schritt eine bessere Welt.
In diesem Sinne grüsst Heidemarie Schwermer im Juni 2009
Preisverleihung in Florenz:
www.livingwithoutmoney.tv