Dezember 2013

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

Zeit für einen neuen Text, solange wir alle noch am Leben sind!

Da ist mir etwas Eigenartiges geschehen. Vor einiger Zeit hatte ich eine Journalistin zu Besuch, weil sie ein Porträt über mich schreiben wollte.

Sie kam aus Berlin und verband unser Treffen noch mit einem anderen Termin, so dass etwas Zeit zu überbrücken war, die sie bei mir verbrachte.

Wir verstanden uns prächtig, und der Artikel ist sehr wohlwollend und gutartig geschrieben, nachzulesen unter:

www.futurzwei.org/heidemarie-schwermer

In dem Porträt werde ich als sympathische, aufgeweckte Frau geschildert, die ihr Leben auf ihre eigene Art und Weise gestaltet, bei Freunden unterschlüpft, das geldlose Dasein auf wunderbare Art gemeistert hat. Vor der Veröffentlichung des Textes hatte ich noch Gelegenheit, mir alles durchzulesen und Verbesserungen vorzuschlagen. Ich weiss nicht, wie mir das passieren konnte, dass ich übersehen habe, dass das Wichtigste in dem Text fehlte: mein Lebenswerk – die gib&nimm Bewegung. Gib&nimm wird als Namen für den Tauschring erwähnt, jedoch nicht erklärt. Ich möchte auf keinen Fall Ute Scheub beschuldigen, dass sie etwas unterschlagen hat. Ich selber habe mich wieder einmal reduziert, habe in einem Satz erwähnt, dass ich mich auch für politisch halte, jedoch ohne jede weitere Erklärung.

Heute kam folgender Text von Monika Görig aus Steyr (Österreich):

Weitere Orte der neuen Schenk-Kultur findet ihr im Anhang … die Liste will ich gerne stets ergänzen und neu versenden, wenn ihr mir Hinweise auf neue Standorte mitteilt (z.B. in ressourcenorientierten Firmen, ebensolchen öffentlichen Einrichtungen oder dies womöglich sogar in leeren Geschäftsräumen etc. machbar geworden ist). Jede Aktion dieser Art möge Nachahmer finden und ansteckend wirken! Aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen, wer einmal infiziert ist, bleibt unheilbar ;-)))) Vielleicht die einzige Krankheit, von der unsere Nachkommen profitieren.

Was ist „gib & nimm“? Das Logo dafür findet ihr im Anhang frei zum Kopieren, – es bedeutet bedingungsloses Teilen, erwartungsfreies Geben und Nehmen in allen Lebensbereichen und zeugt von einer offenen Lebenshaltung, offenem Denken und beherztem Handeln. Die gib&nimm-Idee stammt in dieser Form von Heidemarie Schwermer, die sie salonreif gemacht hat und die in ihrem Faltblatt auch die ganzheitliche Bedeutung des von ihr verwendeten Logos erläutert.

Nicht nur in Österreich wird „gib&nimm“ weitergetragen sondern an vielen unterschiedlichen Stellen, wo die Idee überzeugt hat.

Als ich zu Beginn von „gib &nimm“ mich einmal bei einem Preisausschreiben beteiligte, wo es für kreative Ideen eine finanzielle Unterstützung geben sollte (damals lebte ich noch selber mit Geld und hatte noch nicht den Anspruch, dass all mein Tun geldlos sein sollte) erfuhr ich später, dass die Schiedsrichter sich sehr aufgeregt hatten über meine Unbescheidenheit.

Wie konnte ich mich selbst vorstellen und mich derart in den Mittelpunkt stellen? So viel Unverfrorenheit war ihnen noch nicht untergekommen. Ich verstand damals überhaupt nicht, dass sie meine Person derart an die Idee knüpften. Es ging doch keineswegs um meine Person sondern ausschließlich um die Idee.

Diesmal ist es andersherum: Meine Person wird ständig hofiert, in den Mittelpunkt gestellt. Den Medien reicht es, zu berichten, wie Heidemarie Schwermer sich ohne Geld eingerichtet hat, wie so ein Leben aussehen kann, ob es dabei Unannehmlichkeiten oder besondere Glücksgefühle gäbe. Manchmal taucht die Frage auf, ob es schon viele Nachahmer hätte, aber das ist das einzige Interesse in eine politische Richtung, sprich eine Ausbreitung der Idee. Wenn ich erkläre, dass es keineswegs um Nachahmung ginge sondern eher um Bewusstseinserweiterung hört das Interesse meist auf. Und so kann ich mir auch nur erklären, dass ich in diesem Interview meine „Lebensaufgabe“ einfach unterdrückt habe, nichts darüber verlauten hab lassen, dass Paradigmawechsel, Wertewandel und die komplett neu eingerichtete Welt mein A und O ist, mein Antrieb für das spannende Leben, das ich führe. All mein Tun richtet sich auf eine Welt aus, in der die Menschen ganz anders miteinander umgehen, als es heute geschieht. Eine Welt, in der die Ressourcen geachtet werden, die Würde der Menschen im Mittelpunkt steht, das Einssein gefühlt und gelebt wird. Überall wo ich mich aufhalte, lebe ich dieses Prinzip und stecke manchmal auch an.

Gestern habe ich mich aus dem Bücherschrank bedient, der einfach so auf dem Marktplatz steht. Ich habe mir einen Roman genommen, der mir den heutigen Sonntag versüßen wird. Vor beinahe 20 Jahren hatte ich solche „gib&nimm“ Stellen überall eingerichtet, damals eine Neuheit, heute gibt es solche Einrichtungen sogar in kleinen Städten wie der, in der ich mich gerade aufhalte. Vor einigen Monaten hing ein Anzug in einem Baum zum Mitnehmen, Spielsachen und andere Nützlichkeiten werden nicht einfach mehr entsorgt sondern als Geschenk neben den container gestellt, für mich eine Freude zu sehen, dass sich die Menschen anders begegnen. Sie achten und schätzen sich und öffnen sich füreinander. Kleine Schritte in Richtung „aus dem Herzen leben“!

Einen schönen Adventsmonat und ein glückliches Weihnachtsfest wünscht Heidemarie im Dezember 2013

P.S. Ich werde das Weihnachtsfest im Krankenhaus verbringen (im St.Johannes- Hospital Dortmund), weil ich mich nun doch nach beinahe einem halben Jahr für eine OP entschieden habe.

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